Der zweite Band der Nonalogie stellt Kyparissos vor, in
dessen Name "Zypresse" steckt, der ranke Trauerbaum der
Mittelmeerländer. In den Mythen war Kyparissos ein Jüngling , der lange Zeit
einsam mit seiner Mutter auf der Insel Keos lebte. Als ihn sein Vater, der
mysische König Telephos, aus Mysien kommend, auf der Durchreise in das
sagenhafte Delphi mit sich nimmt. Während der König das berühmte Orakel
befragen will, beteiligt sich Kyparissos an den Pythischen Spielen und gewinnt mit seinem Hymnus auf den verehrten Gott Apollon den Lorbeerkranz des
Siegers.
Der aus Neapolis eingewanderte Ephebe Silvanus, überreicht
den Siegerkranz und beide leben bald zusammen in einer Hütte des Parnass. Im
Tempel zu Delphi erscheint Kyparissos auch der Orakelgott Apollon, der ihm als
Dank eines seiner heiligen Tiere schenkt, einen wundertätigen Hirsch. Doch nicht ewig kann er unter Apollons Liebe
mit Silvanus sich den Bürgerpflichten entziehen. Mit 18 tritt er den
Ephebendienst an und besucht das delphische Gymnasion.
Die Geschichte erzählt von einer großen Sehnsucht nach dem
Leben, der Liebe und der Freundschaft, der Schönheit der Kunst und davon, wie
tief und einsam die Trauer und der Verlust einen jungen Menschen machen können.
Illustrationen: Herlambang Bayu Aji
Vorwort: Harald Gröhler
Aphaia Verlag Berlin, 2015
ISBN:
12,90 Euro
Stimmen
Die Geschichte erzählt von einer großen Sehnsucht nach dem
Leben, der Liebe und der Freundschaft, der Schönheit der Kunst und davon, wie
tief und einsam die Trauer und der Verlust einen jungen Menschen machen können.
Feiner schwingende Beziehungen tragen die Hauptfabel; Steffen Marciniak widmet
sich immer wieder der Schilderung von Seelen-Erlebnissen; hier vermag er
Treffliches hervorzuholen. Über die Beschreibung von manchmal langen
Gefühlsketten macht er damit erlebbar, was ein bloßes Kulturlexikon mit seiner
ständig abkürzenden und substantivreichen Diktion nicht schafft. Er
emotionalisiert antik-griechische Verhältnisse. Hier setzt der Dichter seine
sehr eigenen Betonungen. Was Steffen Marciniak etwa darstellt – mehrfach und
mit Inbrunst – : dass die Befindlichkeit seines Kyparissos, des jungen Epheben,
unmerklich aus einem als normal anzusehenden Wachzustand übergehen kann in den
Traumzustand. Und dass aber das Zurück aus dem Zustand Traum nicht durch solche
Unmerklichkeit gekennzeichnet ist, sondern durch eine als abrupt erlebte
Änderung. So bringt Steffen Marciniak den Umgang eines Menschen mit dem Gotte
zusammen, so zeichnet er die Berührung eines irdischen Mannes mit dem
Göttlichen; und er versieht dabei trotzdem noch – sehr sympathisch – dieses
Eintauchen in den jeweils anderen Daseins-Modus mit einem Fragezeichen. Handelt
es sich um Geträumtes ... oder doch nicht?
Harald Gröhler, Schriftsteller
Jeder Inhalt braucht seine Form. Steffen Marciniak hat für
diesen phantastischen, uralten und doch auf heute übertragbaren Inhalt die
sprachliche Form gefunden, die ihm angemessen ist. Ich spürte auf einmal beim
Lesen die Wahrhaftigkeit, die Leidenschaft, die Sehnsucht und Begeisterung des
erzählenden Autors, der sich in der mythologischen Welt der Griechen verliert
und findet. Die Geschichte erzählt vom ewig Gleichen in unserem Dasein, von der menschgegebenen Wiederkehr des mörderischen Siegens und
Verlierens, die das kurze Gedicht von Goethe so treffend beschreibt ("....
Amboss oder Hammer sein.") Kyparissos, der Künstler, will sich diesem
Gebot nicht fügen, er sieht es nicht ein. Sein Hader und seine unermessliche
Trauer sind in dem Dialog mit Silvanus wundervoll nachvollziehbar erzählt, die
Kapitel 6 und 7 müssten so in jedem Schulbuch zum Thema Ethik nachzulesen sein
und Schüler und Lehrer zum Gespräch über die eigene Position in dieser
Gesellschaft anregen.
Sigrun Casper, Schriftstellerin
Zart, ungemein zart und einfühlsam, wie schon der erste Band
der Ephebischen Novellen, „Hylas“, ist auch diese „Liebesgeschichte“, die trotz
fein angedeuteter Erotik nie ins rohe, rein sexuelle abrutscht und auch hier
wieder kein Problem in einer Dreiecksbeziehung sieht; es ist die Unschuld der
Teilhabenden, die in dieser Situation nichts Verwerfliches fühlt, sondern
einfach nur mehr Liebe. Der Autor bewerkstelligt in seinen Novellen einen
bemerkenswerten Spagat: schöne, poetische Sprache und menschliches Feingefühl
und trotzdem gibt er ganz nebenbei reiche Information über die oft weniger
bekannten Namen und Zusammenhänge der griechischen Mythologie, ohne damit einen
Eindruck von Lehrhaftigkeit zu erwecken. Gerade deshalb wäre die Verwendung
seiner Bücher als Unterrichtslektüre erwägenswert. Das Buch ist liebevoll und
schön gestaltet, mit dramatischen Illustrationen. Aber die Erzählkunst des
Autors selbst ist mindestens ebenso malerisch; er lässt den Leser durch die
Augen seiner Helden all die wunderbaren Dinge miterleben, mitsehen und
mitfühlen.
Melitta Kessaris-Janowarda von Jana, Schriftstellerin
Kyparissos - welch schönes Buch! Ich finde, auch der zweite
Band von Steffen Marciniak ist etwas ganz Besonderes. Die Sprache zergeht
förmlich auf der Zunge und trägt einen fort, in längst vergangene,
sagenumwobene Zeiten. Man mag unbedingt immer weiterlesen und zwingt sich
dennoch, innezuhalten, dass Geschriebene zu spüren und Raum dafür zu schaffen,
die Bilder, die im Kopf entstehen, bunt auszuschmücken. Qualitativ hochwertige
Literatur, wie hier bewiesen, sie will genossen werden und nicht einfach
konsumiert wie Fast-Food-Literatur. Umschlaggestaltung und Zeichnungen
harmonisieren vollkommen mit dem Text. An dieser Stelle darf auch der
Illustrator gelobt werden! So wünsche ich mir Bücher: Kurz und knackig, aber
dennoch rund und gehaltvoll. Vielen herzlichen Dank dem Autor und ich freue
mich auf Neues.
Matthias Bünemann, Schriftsteller
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